
Eine Woche Florenz verbunden mit einem Italienisch-Sprachkurs erschien mir als ein guter Auftakt in mein Rentnerleben. Auf geht's:

Den Aufenthalt in einer Gastfamilie, die sich als eine nette ältere Dame herausstellte, hatte ich bewusst gewählt, um meine neu erworbenen Italienischkenntnisse direkt in die Praxis umsetzen zu können. Zudem erwartete ich, Mitte Oktober in ein herbstlich-ruhiges, beschauliches Florenz zu kommen. So weit meine vagen Vorstellungen.
Die Realität sah etwas anders aus:
Am Bett in meiner Unterkunft bin ich anfangs fast verzweifelt (schlechte Matratze, schlechtes Kopfkissen-wahrscheinlich war ich im ehemaligen Kinderzimmer untergebracht), das Frühstück war etwas minimalistisch: Yoghurt, Zwieback, Marmelade...Typisch italienisch, wie mir später klar wurde. Meine Vermieterin war nett, aber Kommunikation kam quasi nicht zustande, wahrscheinlich auch letztendlich wegen meiner Schwierigkeiten, die so schöne italienische Sprache praktisch anzuwenden.
Florenz selber war genau das Gegenteil von dem, was ich erwartete. Touristen schieben sich massenweise durch die Stadt, der Verkehrslärm auf den schmalen Straßen ist überwältigend, wenn man ihn nicht gewohnt ist. Im Klassensaal der Schule war es wegen des Lärms sinnlos, ein Fenster zu öffnen. Mein erstes Erfolgserlebnis war immerhin, dass ich den gut 700 Meter langen Schulweg nach 2 Tagen ohne Google Maps und Straßenkarte bewältigte :-).
Ein paar Eindrücke von meinem "Schulweg". Irgendwann zeigt sich der Dom, immer wieder beeindruckend, imposant, unbeschreiblich.
Der Unterricht war mit gut 3 Stunden (immer morgens von 9.00 - 12.15 Uhr) intensiv, aber gut. Unsere Lehrerin war super und die Mitschüler/innen (Männer machen wohl keine Sprachreise, zumindest waren sie bis auf ein paar wenige Exemplare nicht vertreten) waren nett.
Diese auf den ersten Blick ernüchternde Bilanz tat der Woche und den positiven Eindrücken, die noch kommen sollten, allerdings keinen Abbruch.
Die Nachmittage sind von der Schule teilweise organisiert für diejenigen, die das Programm "La dolce vita" gebucht haben. Dazu gehöre auch ich. So mischen sich dann auch die Klassen im Nachmittagsprogramm, altersmäßig von ca. 20 bis 60+...
Am Nachmittag des ersten Tages haben wir eine Stadtführung gemacht - auf italienisch - und erste Eindrücke gesammelt. Abends bin ich mit einer Kursteilnehmerin essen gegangen, in ein wirklich nettes, ruhiges!!! kleines Restaurant, danach haben wir noch ein bisschen die Abendstimmung eingefangen.
Vollmond, der Blick auf und von der Ponte Vecchio... die Stadt ist etwas zur Ruhe gekommen, aber immer noch belebt, auf der Ponte Vecchio spielt eine Musikgruppe. Wir genießen die laue Luft und die entspannte Atmosphäre. Es passt alles. Kein Problem, alleine durch die Nacht "nach Hause" zu gehen, Florenz kommt mir sehr sicher vor.
Die ganze Woche ist wettermäßig übrigens traumhaft, mit Temperaturen um die 23° und auch abends ist es noch sehr angenehm zum Draußensitzen.
2. Tag: Nachmittags besichtigen wir eine Mosaikwerkstatt und ein Atelier, in dem Drucke hergestellt werden mittels eines Verfahrens, in denen das Motiv zuerst auf eine Platte geätzt wird (Etching).
Bis abends schaue ich mir die Stadt weiter an, es kommen pro Tag einige Kilometer Fußweg pro Tag zusammen. Besichtigt habe ich bis jetzt aber nichts. Durch die ganzen Eindrücke bin ich erst mal gesättigt. Abends essen wir wieder in einer netten Gruppe zusammen.
3. Tag: Wir machen mit dem Bus einen wunderschönen Ausflug zum Castello di Verrazzano, ein sehr schön gelegenes Weingut. Anschließend gab es natürlich auch eine Weinverköstigung.
4. Tag: Wir fahren mit dem Linienbus zur Piazzale Michelangelo, von dort aus hat man einen wunderbaren Blick auf Florenz. Anschließend besichtigen wir den Friedhof von San Miniato und wandern gemütlich durch den Giardino delle Rose wieder zurück in die Stadt. Dort war es leider noch lauter als gewöhnlich, weil Hubschrauber wegen des Fußballspiels Florenz gegen Schottland über uns kreisten. Abends bin ich dann allein gemütlich in eine kleine Osteria gegangen, direkt neben meiner Wohnung. Mit 1/4 Liter Hauswein und einem Bier klappt auch das Schlafen wesentlich besser :-).
Aber erst mal ein paar Impressionen vom Nachmittag:
Ausblick von der Piazzale Michelangelo:
Und die Basilica San Miniato del Monte mit Friedhof, der so anders ist als das, was wir gewohnt sind.
Auf dem Rückweg spiegeln sich die Gebäude am Arno im goldenen Abendlicht.

Freitag - letzter Unterrichtstag: Der Nachmittag ist frei, erst abends treffen wir uns wieder zum Abschlussabendessen. Jetzt wäre und ist die letzte Gelegenheit, ein paar obligatorische Punkte "abzuhaken". Unbedingt gemacht haben sollte man z.B. die Besichtigung der Domkuppel. Und genau das haben wir zu zweit gemacht. Ein wirklich sehr guter Entschluss. Übrigens ist der Innenraum des so gewaltigen Domes ziemlich schlicht. Ganz anders als der Dom in Siena - später mehr dazu.
So, nun haben wir den Aufstieg geschafft - immerhin 463 Stufen. Die Aussicht ist atemberaubend. Die Sicht auf die bemalte Kuppel, die man beim Aufstieg von innen bewundern kann (ein Bilderbuch!) ist leider etwas beeinträchtigt durch eine fast augenhohe Plastikabsperrung.
Das letzte Bild zeigt übrigens die ebenfalls imposante Kuppel des benachbarten Baptisteriums.
Mein Schulprogramm ist hier beendet, aber für die Rückreise musste ich einige Änderungen vornehmen und auch auf eine geplante Weiterfahrt nach München verzichten. Einen günstigen Rückflug nach Luxemburg bekam ich erst für Sonntag. Also blieb mir der Samstag, um noch einen Ausflug nach Siena anzuhängen. Eine Stadt, in der ich schon war und die ich sehr mag. Touristisch genau so überlaufen, aber lärmmäßig bedeutend ruhiger. Der Piazzo del Campo gibt der Stadt auch "Raum".
Sonnen- und Schattenspiele auf dem Piazzo del Campo und vom/im Palazzo Publico in schwarz-weiß. Aber klar, auch hier hatten wir Wetter vom Feinsten.
Und nun ein Blick auf und in die Kathedrale von Siena:
Die süßen Seiten des Lebens gibt es unter anderem im Café Nannini.
Abends in Florenz genieße wieder die Ruhe in meiner "kleinen" Osteria, bzw. treffe schon zum 2. Mal ein junges amerikanisches Paar, Kyle und Alex. Wir setzen uns direkt gemeinsam an einen Tisch und verbringen einen gemütlichen Abend, auf englisch...
Nun bleibt mir noch ein ganz freier Sonntagmorgen. Das Taxi zum Flughafen ist für 13 Uhr bestellt und kommt sehr pünktlich. Bis dahin genieße ich Florenz, ziehe um 9 Uhr durch eine fast leere Stadt, der Dom leuchtet im Morgenlicht, den Ponte Vecchio kann ich überqueren, ohne von Massen mitgerissen zu werden. Letztendlich lande ich ich den Boboli-Gärten, ein wunderschöner Abschluss meiner Reise. Als ich nach den Gärten wieder ins Stadtzentrum eintauche, sind auch sämtliche Touristen erwacht und unterwegs.
Ich werde wiederkommen, da bin ich sicher. Aber nur im Februar :-).
Il Giardino di Boboli mit leichtem Herbstfeeling.
Ciao Firenze!
Abends um 18.30 Uhr lande ich nach einem schönen Flug pünktlich in Luxemburg.
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